Im Zeichen der Palme: Literatur und Grafik aus Mitteldeutschland

30 Jahre Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum im Spiegel ihrer Einbände in einer Ausstellung ab 11. März auf Schloss Burgk

„Wahre Wunderkammern“, nennt sie Volker Braun. Gemeint sind die Hefte der Zeitschrift „Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen“. 1993 von Detlef Ignasiak gegründet, übernahm 2005 der Jenaer Autor Jens-Fietje Dwars die Redaktion. Seitdem werden die Einbände von Künstlern gestaltet. Die Spannweite reicht von Gerhard Altenbourg und Angela Hampel über Moritz Götze, Gerda Lepke und Gerd Mackensen bis zu Uwe Pfeifer, Max Uhlig und Baldwin Zettl. Das 30-jährige Bestehen der Zeitschrift feiert eine Ausstellung auf Schloß Burgk, wo all diese Künstler schon mehrfach zu Gast waren. Sie zeigt alle Einbände und ihre originalgrafischen Vorlagen, dazu sämtliche Hefte, Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstpublizierte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter und Paul Scheerbart. Im Pirckheimer-Kabinett sind Grafik-Mappen und Beilagen der Marginalien zu sehen und ein erotisches Kabinett präsentiert Zeichnung von Gerd Mackensen. Zur Eröffnung am 11. März gibt es ein Dada-Programm mit Michael von Hintzenstern und Jens-F. Dwars. Letzterer führt anschließend durch die Ausstellung. „Erleben Sie ein Klassentreffen mit bester Literatur und Grafik aus Mitteldeutschland“, heißt es dazu in der Einladung.

Collage: Museum Schloß Burgk

Die Ausstellung startet am 11. März, 15 Uhr, mit einem Paukenschlag. Unter dem Motto „Zur Not bleibt uns das Lachen!“ präsentieren Michael von Hintzenstern und Jens-F. Dwars Dada-Texte und laden mit dem aktuellen „Palmbaum“ ein, die absurde Welt zu verlachen. Sie erinnern an den Dada-Kongress in Weimar und Jena 1922, der in einem Skandal endete. Hintzenstern wird Schwitters-Gedichte rezitieren und Dwars an der Orgel der Schloßkapelle begleiten, der Texte von Scheerbart bis Hussel liest. Am Ende verzaubert der Organist und Impresario der Weimarer Dada-Dekade das Publikum in einen mehrstimmigen Dada-Chor. Höchstes Vergnügen ist garantiert. Es darf aber auch von Herzen gezicht und gepfiffen werden – je lauter, desto dada!

Am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“, wird gefordert: „Reichtum für alle!“ Ab 15 Uhr wird das neue Palmbaum-Heft vorgestellt, das danach fragt, worin wahrer Reichtum besteht. Ein Gespräch mit dem Marionettenspieler Henning Hacke dreht sich um die Verwandlungen des Reichtums im Märchen, ums haben oder Sein. So auch im anschließenden Puppenspiel „Vom Fischer un syn Frau“, musikalisch begleitet vom Jazzposaunisten Frieder W. Bergner Außerdem hat an dem Nachmittag das Buch zur Ausstellung Premiere: „Ateliergespräche“ mit 28 Porträts ostdeutscher Bildermacher. Und besteht nicht in dieser Vielfalt der Stimmen und Handschriften der eigentliche Reichtum?

Am 18. Juni heißt es: „Entdeckung eines kastrierten Klassiks“: die Schauspielerin Romy Gehrke liest aus Goethes „Erotica“, die 150 Jahre lang zensiert wurden und Jens-F. Dwars spricht mit dem Maler Gerd Mackensen über erotische Kunst heute. Dazu passend spielt Matthias von Hintzenstern – Cello.

Der Besuch der Sonderausstellung ist im Eintritt inklusive. Das Museum ist bis Ende März Dienstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 16 Uhr und ab April Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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