Stefan Wolle, Historiker und Kurator der Ausstellung „Leseland DDR“ in der Geraer Bibliothek am Puschkinplatz , erzählt Mittwoch, 3. Mai, über die Literatur im einstigen „Arbeiter- und Bauernstaat“.
„Was waren das für wunderbare Zeiten für die Literatur! Vor den Buchhandlungen standen die Kunden Schlange und die Buchbasare wurden von Literaturfreunden überrannt. Zirkel schreibender Arbeiter und Poetenseminare förderten literarische Talente …“, sagt Stefan Wolle. „Aber was waren das andererseits für schreckliche Zeiten, in denen jedes gedruckte Wort einer strengen Zensur unterlag! Die Partei glaubte an die weltverändernde Kraft des Wortes und fürchtete gleichzeitig – vielleicht über Gebühr – die Wirkung kritischer Texte.“ (Frei zitiert nach Karlen Vesper)
Der Berliner Historiker Stefan Wolle ist Kurator der von der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegebene Schau „Leseland DDR“. Im Vortrag und Gespräch zur Plakatausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur am Mittwoch, 3. Mai, 17 Uhr, in der Geraer Bibliothek am Puschkinplatz spricht er über das Anliegen der Ausstellung. Diese lädt auf 20 Tafeln mit Texten, Bildern und Videos zu einer anschaulichen Zeitreise ein, ohne dabei jedoch Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ist es doch unmöglich, auf begrenztem Raum die ganze Vielfalt und Bandbreite von Literatur in der DDR abzubilden. Stefan Wolle gibt einen kurzen Gesamtüberblick und stellt dann einzelne Tafeln und deren Inhalte detaillierter vor. Im Anschluss freut er sich auf das Gespräch mit dem Publikum.
Termin: Mittwoch, 3. Mai, 17 Uhr, in der Geraer Bibliothek am Puschkinplatz. Der Eintritt ist frei. Eine Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Geraer Bücherfrühlings
Am Vormittag trifft Stefan Wolle bereits Schülerinnen und Schüler des Rutheneums zu einem Ausstellungsrundgang mit anschließendem Gespräch.
Die Ausstellung LESELAND DDR ist noch bis 13. Mai in der Geraer Bibliothek am Puschkinplatz zu den Öffnungszeiten zu sehen. Für Schulklassen können Termine telefonisch vereinbart werden unter (0365) 838 3378. Mehr Informationen zur Bibliothek unter: www.biblio.gera.de


Stefan Wolle, geboren 1950 in Halle an der Saale, konnte eigene Erfahrungen sammeln in der DDR. Er studierte in Ost-Berlin Geschichte, bis er 1971 aus politischen Gründen von der Humboldt-Universität ausgeschlossen wurde und sich „in der Produktion bewähren“ musste. Danach konnte er sein Studium fortsetzen, arbeitete er an der Akademie der Wissenschaften der DDR und promovierte 1984. Ab Anfang 1990 war Stefan Wolle Mitarbeiter des Komitees für die Auflösung der Staatssicherheit, bis 1996 Assistent an der Humboldt-Universität. Danach war er an der Freien Universität Berlin und bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur tätig. Seit 2005 ist er Wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Berlin. Er schrieb zahlreiche Bücher und Artikel über die DDR. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählt die Trilogie „Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR“, erschienen im Ch. Links Verlag.

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