Eingebettet und etwas versteckt in einem Rhododendron-Hain, der bald in voller Blüte steht, befindet sich an der oberen Grundstücksgrenze des Greizer Pflege- und Seniorenheimes „Anna Seghers“ eine historische Grabanlage mit einer bemerkenswerten Plastik, über die ich schon einmal auf einer anderen Website geschrieben habe. Da dieser Artikel aber nicht mehr aufrufbar ist, hier noch einmal die Bilder (alle Fotos: G. Zeuner) und darunter der Beitrag vom 10. Juni 2020:










Greiz. Im Tode auf ewig vereint – die letzte Ruhestätte des Ehepaares Lina und Ernst Arnold gehört zu den bemerkenswertesten Grabanlagen in Greiz. Und das nicht nur, weil sie sich nicht auf einem der Friedhöfe der Stadt befindet. Die Grabstätte ist Zeugnis einer beeindruckenden Geschichte und wird von der sogenannten „Weißen Frau“ behütet.
Ernst Arnold gehörte im 19. Jahrhundert zu den erfolgreichsten Greizer Textilunternehmern und zählte zu den größten Wohltätern der damaligen Residenzstadt. So ließ er in der Marienstraße die erste Kinderkrippe der Stadt errichten und gründete gemeinsam mit seiner Ehefrau die Ernst-und Lina-Arnold-Stiftung. Diese brachte die Errichtung eines Kinderkrankenhauses und eines Kinderheimes auf den Weg. Darüber hinaus vermachte Ernst Arnold seiner Heimatstadt eine Million Mark zur Errichtung eines Stifts, in dem alte Menschen ihren Lebensabend verbringen können und versorgt werden. Am 16. Mai 1900, also vor 120 Jahren, wurde dieser Stift feierlich eingeweiht. Leider erlebte Ernst Arnold diesen großen Moment nicht mehr, er war bereits 1893 mit gerade einmal 52 Jahren gestorben. Bestattet wurde er auf dem Greizer Alten Friedhof.
Seine Witwe, Lina Arnold, heiratete nie wieder. Sie setzte das soziale Engagement ihres Mannes fort und überlebte ihren Gatten um 35 Jahre. An ihrem Lebensabend hatte sie den Wunsch, dass ihr verstorbener Mann vom Alten Friedhof auf das Gelände des Ernst-und Lina-Arnold-Stifts umgebettet wird und sie dort in einem gemeinsamen Grab ihre letzte Ruhe findet. Sie erhielt tatsächlich die Genehmigung, die sterblichen Überreste Ernst Arnolds umzubetten und wurde nach ihrem Ableben am 2. Februar 1928 in dem gemeinsamen Grab im Park des Arnold-Stifts beigesetzt.
Die Grabanlage der Eheleute Lina und Ernst Arnold befindet sich am höchsten Punkt der weitläufigen Parkanlage, an der nordöstlichen Grundstücksgrenze. Wie Dr. Gottfried Rudolf auf www.greiz-gruenderzeit.de ausführt, erhielt das Grabmal eine künstlerisch wertvolle Gestaltung, die heute noch zu bewundern ist: „Grabstein und Einfassung sind ganz in poliertem schwarzem Marmor ausgeführt. Vor dem Grabstein ruht die weiße Marmorfigur einer Trauernden … Ein langes leichtes Gewand umfließt ihren Körper und bildet zu ihren Füßen einen kunstvollen Faltenwurf.“ Die Plastik bezeichnet Rudolf als hervorragendes bildkünstlerisches Meisterwerk: „Es wurde fraglos von einem bedeutenden Bildhauer geschaffen.“ Offenbar ist leider nicht bekannt, wer der Künstler war. Zweifellos zählt aber die weiße Marmorfigur zu den bedeutendsten Kunstwerken in Greiz, wenn auch nahezu unbekannt – weil im Verborgenen ruhend im ehemaligen Ernst-und Lina-Arnold-Stift, das heute Pflegeheim „Anna Seghers“ heißt und zur Greizer Senioren- und Pflegeheim gGmbH gehört.
Update 12.06.2020: Auf die Veröffentlichung dieses Beitrags erhielten wir mehrere Hinweise. Unter anderem den einer Leserin, dass der Sockel der Statue mit „SCULP: W.v. RUEMANN &FTP ZWIESLER & BAUMEISTER“ signiert sei. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass der Münchener Bildhauer Wilhelm von Rümann Schöpfer der Marmorstatue ist. Er lebte von 1850 bis 1906. Das würde bedeuten, dass die Statue bereits auf Arnolds Grab auf dem Alten Friedhof stand …
Update 23.06.2020: Dr. Gottfried Rudolf hat bei einem Kurzbesuch in Greiz die Signatur am Arnoldgrab ausfindig gemacht und fotografiert. Der Wortlaut der Signatur ist nicht ganz identisch mit dem im Update vom 12.06. genannten Text. Er lautet: „INV.&SCULP.W.v.RUEMANN&F.THIERSCH,AUSGEF.ZWISLER&BAUMEISTER MÜNCHEN“
Eine Übersetzung der Signatur könnte lauten: Urheber der Bildhauerarbeit: W.v.Ruemann. Architektonischer Entwurf der Grabstätte: F. Thiersch. Bauliche Ausführung: Firma Zwisler & Baumeister München
Damit wären die Namen der drei an der Errichtung des Grabmals Beteiligten bekannt.


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