Der letzte Jahresempfang der dienstältesten Landrätin Deutschlands

Bilanz über fast dreieinhalb Jahrzehnte als Kreischefin und ein Ausblick

Von (nicht) bissigen Hunden, gemeisterten Problemen und neuen Herausforderungen

Es waren schon emotionale Momente am Freitagabend in der Vogtlandhalle und es wehte mehr als nur ein Hauch von Wehmut durch den Saal, denn Martina Schweinsburg hatte Weggefährten, Politiker, Sportler und ehrenamtlich engagierte Bürger zu ihrem letzten Jahresempfang als Landrätin eingeladen.

Die heute 65-Jährige war von 1990 bis 1994 Landrätin des Kreises Zeulenroda und nach der Kreisgebietsreform 1994 Landrätin des Kreises Greiz. Wegen ihres Alters darf Schweinsburg dieses Jahr nicht noch einmal als Landrätin kandidieren. Was sie in Ihrer Rede heftig kritisierte. „Für Bürgermeister und Landräte gilt eine Altersobergrenze von 65 Jahren. Für Ministerpräsidenten und darüber liegende politische Ämter nicht. So hat es mich schon sehr verwundert, dass unser aktueller Ministerpräsident angekündigt hat, mit 67 Jahren noch einmal für dieses Amt kandidieren zu wollen.“ Den Ehrengast des Abends, Ministerpräsident a.D. Bernhard Vogel, begrüßte sie überaus warmherzig: „Er war mein Mentor, ich habe viel von ihm gelernt.“

Ansonsten ließ die scheidende Landrätin in ihrer Rede die 34 Jahre ihrer Amtszeit Revue passieren. Die Zeit war immer wieder von neuen Herausforderungen und vielen Problemen geprägt, aber auch von Erfolgen und schönen Erlebnissen. Zu den ersten Großprojekten nach der Kreisgebietsreform gehörte ab 1995 die Revitalisierung des Wismut-Areals, das 22 Prozent der Landkreisfläche ausmachte. 1997 habe man sich mit der Stadt Gera für die Bundesgartenschau beworben, die zehn Jahre später dann tatsächlich in Ostthüringen stattfand. Die Buga 2007 zählt wohl zu den herausragendsten Ereignissen der letzten Jahrzehnte in der Region. Noch heute partizipieren die Menschen beispielsweise im Hofwiesenpark Gera und der Neuen Landschaft Ronneburg von den Ergebnissen der Bundesgartenschau.

Weitere Herausforderungen waren die Umsetzung des Schulnetzplanes ab 2003, das Hochwasser 2013, die erste Flüchtlingswelle 2015, die Fusion des Kreiskrankenhauses Greiz-Ronneburg vor zwei Jahren, die Coronazeit und die zweite Flüchtlingswelle seit dem Ukrainekrieg 2022. Im Juli jenes Jahres, fünf Monate nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, schickte Martina Schweinsburg als Präsidentin des thüringischen Landkreistags einen Brief an den Thüringer Ministerpräsidenten Ramelow, in dem sie angesichts des Flüchtlingszustroms mit drastischen Worten vor einem Kollaps warnte. Wobei sie in ihrer Rede am Freitagabend betonte, dass die ersten Ukrainer, die im Landkreis Greiz ankamen, alle sofort arbeiten wollten. Das habe sich aber mit den Zahlungen der Sozialleistungen schnell gegeben. Im November 2023 führte der Landkreis Greiz als erster in Deutschland die Bezahlkarte für Asylleistungen ein. Was von bundesweitem Medieninteresse begleitet wurde.

Schweinsburg dankte ihren Wegbegleitern und allen, die sich für die Weiterentwicklung der Gesellschaft einsetzen: „Es gibt immer viele Willige, aber stets noch mehr Unwillige. Es würde mich freuen, wenn sich die Willigen durchsetzen und die Unwilligen wenigstens die Klappe halten.“

Ehrengast Bernhard Vogel, der Greiz als eine der schönsten Städte in Thüringen schätzt, erinnert sich noch genau an seine erste Begegnung vor über dreißig Jahren mit der streitbaren Landrätin: „Da stand eine junge Frau mit zwei großen bissigen Hunden an der Leine.“ Einwurf Schweinsburg: „Die waren lieb, nicht bissig!“ Vogel: „Schnell habe ich begriffen, dass nicht die Hunde bissig waren, sondern eher die Zweibeinerin am anderen Ende der Leine!“

„Einen Großteil meines Lebens durfte ich aktiv in der Verantwortung für den Landkreis Greiz und davor im Altkreis Zeulenroda wirken“, so Martina Schweinsburg am Freitag. Sie schaue mit Stolz, aber auch ein wenig mit Wehmut auf diese Zeit zurück, denn „in Kürze heißt es, den Staffelstab weiterzugeben. An wen, das haben nicht zuletzt Sie in der Hand.“ Sie selbst wird bei den Landtagswahlen im Herbst als CDU-Kandidatin für einen Platz im Thüringer Parlament antreten.

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