Bürgermeister auch als Dienstleister für die Bürger

Interview mit dem neuen Weidaer Bürgermeister Udo Geldner

Seit dem 1. Juli hat Weida mit Udo Geldner (Pro Kommune – FWG) einen neuen hauptamtlichen Bürgermeister. Ich sprach mit dem 58-Jährigen über seine ersten Tage im Amt, weitere Vorhaben und mehr.

Für die, die Sie noch nicht kennen – verraten Sie uns etwas über Ihre berufliche und kommunalpolitische Entwicklung!

Ich war immer Außendienstmitarbeiter mit Leidenschaft. Als solcher möchte ich auch mein Amt als Bürgermeister künftig ausfüllen – als Dienstleister ganz nah an den Bürgern vor Ort. Eigentlich bin ich gelernter Elektromechaniker, habe später einen Fachschulabschluss als Sportökonom erlangt und war als freiberuflicher Personalcoach unterwegs. 2008 habe ich eine Ausbildung als Versicherungsfachwirt abgeschlossen und war hauptsächlich in den neuen Bundesländern im Einsatz. Die Motivation, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren, ergab sich aus der Intention als Vater unserer Tochter. Für sie und natürlich alle Weidaer, ob jung oder alt, möchte ich unsere Stadt als lebenswerten Raum und Lebensmittelpunkt mitgestalten. Deshalb ließ ich mich 2014 mit für die Wahl in den Stadtrat aufstellen, in den ich dann als Nachrücker auch 2016 einzog. Seit 2019 war ich als 2. Beigeordneter für den bisherigen Bürgermeister im Einsatz.

Was waren ihre ersten Amtshandlungen als Bürgermeister?

Als erstes habe ich mich mit allem befasst, was die Technik, die Zugänge und den Datenschutz betrifft. Also die ganze bürokratische Litanei, die abgearbeitet werden muss. Das ging aber relativ schnell, weil ich die Vorgänge im Rathaus durch meine bisherigen Funktionen als Beigeordneter und Stadtratsvorsitzender bereits etwas kannte. Nach zwei, drei Tagen war das erledigt. Ganz wichtig für mich dabei war, den Informationsfluss für die Bürger in den Social Media-Kanälen zu bündeln und schnell zu bedienen, um die Transparenz zu verbessern und unsere Einwohner schnellstmöglich über die Vorgänge in unserer Stadt zu informieren. Das geht jetzt alles mit über meinen Tisch. Dafür bin ich mit den entsprechenden Mitarbeitern der Verwaltung auch die betroffenen Themenfelder im Stadtgebiet abgefahren, um den Einblick in die Vorgänge zu bekommen. Das Verständnis kommt für mich vor der Lösungsfindung. Auch der Aufruf zur Gründung und Mitarbeit im Seniorenbeirat ist online und in den Printmedien veröffentlicht. Die Resonanz darauf ist sehr positiv, sodass der Rat schnell, ähnlich wie das Kinder- und Jugendparlament, seine Arbeit aufnehmen kann und die Interessen der Senioren aus deren Sicht vor den Gremien der Stadt vertreten kann. Dazu wird parallel an der Geschäftsordnung und Hauptsatzung gearbeitet.

Welche weiteren Maßnahmen folgten und folgen?

Wir haben viele offene Vorgänge, auch Probleme und großen Investitionsstau, welche über die Jahre aufgestaut wurden, die es alle gilt, jetzt anzugehen. Meine Herzensangelegenheit ist, alle zu erreichen, alle Bürger und alle Stadtratsmitglieder, und diese bei der Bewältigung der vor uns stehenden Aufgaben mit ins Boot zu nehmen. Dazu gehört eben die Erhöhung der Transparenz, um die Bürger über unserer Arbeit besser zu informieren und Vorgänge zu erklären. Zum Beispiel über die Abschaffung von Barrieren im Rathaus. Dazu haben wir bereits Veränderungen besprochen und weitere diverse Umbauarbeiten kurz- und mittelfristig geplant. Als nächstes größeres Vorhaben in der Stadt soll nun die Großbaustelle Schloßmühlenweg fertig gestellt werden. Derzeit wird dazu intensiv mit dem Investor und Unternehmen gearbeitet. Eine weitere Herausforderung ist der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Steinsdorf. Wir arbeiten jetzt an den Neubentragungen der Fördermittel, die dafür 2023 bereits schon einmal genehmigt waren. Ein nächster Schwerpunkt ist die sukzessive Erneuerung der Technik aller Weidaer Wehren, deren Einsatztechnik bereits 25 bis 30 Jahre alt ist. Dann steht der kommunale Wohnungsbau ganz oben auf meiner Agenda. Hier gilt es den Sanierungsstau abzuarbeiten. Der ist kaum überschaubar, deshalb läuft hierzu seit geraumer Zeit bereits eine Bestandsaufnahme. Eine Planung für Straßen- und Wegebau muss dringend und schnell angegangen werden. Das sollen nur einige Beispiel für die Vielzahl der vor uns stehenden Aufgaben sein.

Was sind Ihre Vorhaben zur Förderung der touristischen Bedeutung von Weida?

Als Mitglied im Tourismusverband Vogtland werde ich den ganz engen Kontakt zu den hier agierenden Protagonisten suchen, um unsere touristische Vermarktung weiter zu verbessern. Wobei man durchaus stolz sein kann, dass wir als Region Vogtland vom Tourismusaufkommen her nach dem Thüringer Wald in unserem Freistaat Platz zwei belegen. Hier macht der Tourismusverband Vogtland einen sehr guten Job und als Stadt Weida sind wir dabei auf einem guten Weg. Für unsere Stadt ist natürlich die Osterburg das touristische Aushängeschild für die Region und darüber hinaus. Und da haben wir ab August eine neue Stelle als Leiter der Burg besetzt, der sich explizit um Dinge wie Marketing, Ausstellungen und Fördermittel kümmern wird. Zudem suchen wir einen neuen Pächter für Gastronomie und Café auf der Osterburg und hoffen nach der entsprechenden Ausschreibung auf Interessenten mit guten Ideen.

Wie sind Sie zufrieden mit der Versorgung Weidas durch Polizeidienste?

Wenn ich persönlich in der Vergangenheit ein diesbezügliches Anliegen hatte, habe ich unseren Kontaktbereichsbeamten stets angetroffen und das Problem wurde geklärt. Aber ich sehe natürlich die Auswüchse, was vor allem Vandalismus und Diebstahlsdelikte betrifft, mit Sorge. Wir sind verantwortlich für die Sicherheit unserer Bürger und unserer Stadt und die Sicherheit muss wesentlich erhöht werden. Als einzelner Bürgermeister ist es schwierig, darauf politisch Einfluss zu nehmen. Das funktioniert nur mit einem guten Netzwerk. Da setze ich auch auf unsere Pro Kommune-Kreisgemeinschaft, in der zahlreiche Entscheidungsträger involviert sind. Hier werden wir unter anderem auch versuchen, Einfluss auf die Verbesserung der Polizeipräsenz in den Kommunen zu nehmen.

Unter welcher Maxime gehen Sie Ihre Arbeit als Bürgermeister an?

Ich möchte mit meinen Mitarbeitern und den Ratsmitgliedern versuchen, die Gesellschaft wieder etwas zu vereinen. Dazu soll auf unserer kommunaler Ebene ein Miteinander für die Stadt geprägt werden – durch das Agieren ohne Parteiinteressen. Gemeinsame und grundsätzliche Ziele sind in den Wahlprogrammen genügend zu finden. Ziel ist, Weida als Wohnstadt mehr zu stärken und im Tourismusbereich mehr Gäste in die Stadt zu locken. Mein Anliegen ist, die Basis dafür zu schaffen, den demografischen Wandel aufzuhalten und den Bevölkerungsrückgang über Neuzuzüge und Wohnungsbauinvestoren zu stoppen. Da laufen auch schon sehr gute Gespräche.

Wie wollen Sie die Mitglieder des Stadtrates für die Umsetzung der Vorhaben und Projekten begeistern?

Vor allem mit Transparenz, da bin ich sehr optimistisch nach den bisherigen Gesprächen mit Ratsmitgliedern und Ortsteilräten. Der vom Stadtrat gewählte 1. Beigeordneter Steffen Bromme ist von der AfD und der 2. Beigeordnete Gunnar Raffke ist von der CDU. Mit beiden besteht, nach ersten Gesprächen Konsens über die Bewältigung der anstehenden Aufgaben. Zudem habe ich von allen Wählervereinigungen und Parteien in Weida die Wahlversprechen archiviert, diese spiegeln sich zum großen Teil. An diese werde ich alle Partner gegebenenfalls erinnern. Kommunalpolitisch haben wir alle ein Ziel: Wir wollen Weida attraktiv machen für die Menschen, die hier leben, für alt und jung. Und wir wollen unsere Stadt attraktiv machen für Gäste und Leute, die Wohnungen oder Bauland suchen.

Zur Person:

Udo Geldner zog vor 26 Jahren „des Berufs und der Liebe wegen“ von Gera nach Weida. Er ist verheiratet und Vater einer 16-jährigen Tochter. Er ist Schatzmeister beim Fußballverein „FC Thüringen Weida e.V.“ und aktives Mitglied im „Förderverein Freunde der Osterburg e.V.“ Weida sowie im Verein „Wir für Weida“.

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