Die Spuren von Deutschlands erster Museumsdirektorin auf der Heidecksburg – und wie Frauen im geteilten Deutschland lebten
Gleich zwei Ausstellungen wurden in diesem Jahr anlässlich des Internationalen Frauentags in Rudolstadt eröffnet: Am Vorabend des Tages startete in der AWO-Stadteilgalerie Kopernikusweg die Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ und am Samstag wurde die erste Ausstellung des Jahres im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg eröffnet – über Hanna Hofmann-Stirnemann, einstmals Museumsdirektorin auf der Heidecksburg.
Quartiersmanager Ralf Appelfeller zeigte sich bei der Eröffnung der inzwischen 25. Ausstellung in der Stadtteilgalerie Kopernikusweg am Freitagabend begeistert, dass er diese neue Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur so schnell nach Schwarza holen konnte – denn die von Clara Marz kuratierte Ausstellung wurde extra anlässlich des diesjährigen Frauentags konzipiert.
Landrat Marko Wolfram hatte gerne die Schirmherrschaft übernommen und seine Büroleiterin Katrin Schache überbrachte zur Ausstellungseröffnung die Grüße. Er unterstützt das Anliegen, den Blick auf die weiblichen Lebensgeschichten in der deutschen Teilung zu lenken, und setzt damit ein Zeichen für die Würdigung der historischen und gesellschaftlichen Bedeutung der Frauenperspektive in der Einheit Deutschlands. Als Überraschungsgast überbrachte er am Tag danach seine Frauentagswünsche persönlich zur Frauentagsfeier im Stadtteilzentrum Kopernikusweg. In seiner kurzen Rede machte der Landrat deutlich, dass der internationale Frauentag als globaler Aktionstag für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit nach wie vor von großer Bedeutung ist,.
Als Laudatorin beschäftigte sich Silke Panitz bei der Ausstellungseröffnung mit ihren eigenen Erfahrungen als Frau in der ehemaligen DDR – und hatte dazu einige Gegenstände mitgebracht, die sie teilweise seit ihrer Jugend bis heute begleiten. So wie der Mixer aus DDR-Produktion, der bis heute tadellos funktioniert. Im Gepäck hatte sie auch ihr Lehrerdiplom von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem sie es zu verdanken hatte, dass sie auch nach dem Ende der DDR nahtlos im Schuldienst arbeiten konnte. Nach verschiedenen Stationen arbeitet sie heute an der Staatlichen Berufsbildenden Schule in Unterwellen.
Die Tafelausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ ist bis zum 7. Mai 2025 während der regulären Öffnungszeiten der Begegnungsstätte Kopernikusweg zu sehen und regt dazu an, sich mit eigenen Erfahrungen auseinander zu setzen – und mehr über das Leben der Frauen in Ost und West zu erfahren. Dabei findet man etliche Detail über das Leben in Ost und West, die schon längst vergessen sind.
Ein treuer Begleiter der Stadtteilgalerie Kopernikusweg ist auch die Musikschule Rudolstadt. Diesmal zeigte das Gitarrenquartett der Musikschule eine kleine Auswahl aus seinem Programm – und wir man mit ungewöhnlichen Accessoires aus der Gitarre herausholen kann.

Florentin Mortsch, Ida Breuel, Marlene Wehner und Annabelle Leutelt hatten erst Ende Januar beim Regionalwettbewerb Jugend musiziert in Chemnitz erfolgreich in der Kategorie Zupf-Ensemble teilgenommen und einen ersten Preis errungen. Damit sind sie für den Thüringer Landeswettbewerb qualifiziert, der demnächst in Arnstadt stattfindet.
Ausstellungseröffnung der Sonderschau:„Zwischen Museum, Kunst und Flucht: Hanna Hofmann-Stirnemann“
Auch die erste Ausstellungseröffnung des Jahres am Samstag auf der Heidecksburg stand im Zeichen des Internationalen Frauentags – deshalb war es wohl kein Zufall, dass die Geschlechterquote bei den Besucherinnen etwa bei Vier zu Eins zugunsten der Frauen lag. In ihrer Laudatio erinnerte Museumsdirektorion Sabrina Lüderitz an Frauen in Politik und Gesellschaft, die das gesellschaftliche Leben geprägt haben.
Und wie schwer das für Frauen war, zeigte der Lebenslauf von Hanna Hofmann-Stirnemann, die ab April 1946 Direktorin des Schlossmuseums auf der Heidecksburg war und zugleich Thüringer Landesmuseumspflegerin, in der sie mehr als 100 Museen in Thüringen beraten konnte und bei der Wiedereröffnung vieler Häuser geholfen hatte.
Als Überraschungsgast nahm sich Landrat Marko Wolfram auch für diese Ausstellung Zeit, um sich mit dem Leben und Wirken einer frühen Vorgängerin der heutigen Direktorin zu beschäftigen. In der Ausstellung zu sehen sind Schautafeln und Fotografien aus der Wirkungszeit Hanna Hofmanns auf der Heidecksburg – wie die Bildern vom Leben in der damaligen Dienstwohnung auf der Heidecksburg.
Mit Dokumenten aus der Wirkungszeit der früheren Direktorin zwischen 1946 und 1950 sowie Bildern, die in der frühen Besatzungszeit in der Ägide Hanna Hofmann dank ihrer Aktivitäten in den Bestand des Museums gelangten, gibt die Ausstellung einen spannenden Überblick über das damalige Museumsgeschehen. Mit der Sonderschau „Zwischen Museum, Kunst und Flucht: Hanna Hofmann-Stirnemann“ wird nicht nur das Leben dieser für das Rudolstädter Kulturleben wichtigen Frau beleuchtet, sondern auch ein authentischer und direkter Einblick in die Rudolstädter Museumsgeschichte unmittelbar nach Kriegsende gegeben.
Als die promovierte Kunsthistorikerin im April 1946 ihren Posten auf der Heidecksburg antrat, begleitet von ihrem Mann Otto Hofmann, der parallel dazu in den Werkstätten der Heidecksburg tätig war, hatte sie schon einmal Geschichte geschrieben: Nachdem sie das Reußische Heimatmuseum in Greiz im Alleingang aufgebaut hatte, wurde sie zunächst Assistentin am Stadtmuseum Jena und kurz danach dessen Direktorin. Damit wurde Hanna Hofmann im Jahr 1930 zur ersten Museumsdirektorin in Deutschland.
In Jena wegen eines jüdischen Urgroßvaters entlassen und mit ihrem Mann in die Innere Emigration gegangen, schrieb sie nach 1945 als Direktorin des Schlossmuseums Heidecksburg erneut Geschichte – und erlebte dort auf der Heidecksburg ein ähnliches Schicksal: Hals über Kopf verließen sie und ihr Mann am 7. Oktober 1950 Rudolstadt, weil ihnen in dem neuen Staat Verfolgung drohte.
Somit gehören Hanna Hofmann und ihr Otto Hofmann zu den bedeutenden Menschen in Deutschland, deren Existenz zunächst unter der NS-Herrschaft und später in der DDR bedroht wurde – und die schließlich in den Westen fliehen konnten.
In West-Berlin gelingt Johanna Hofmann in den 1950er Jahren erneut ein erfolgreicher Neuanfang – mit der Geschäftsführung des Deutschen Werkbundes Berlin.
Unter den Gästen der Ausstellungseröffnung waren auch Sandra Müller, die Geschäftsführerin des Museumsverbandes Thüringen und Birgit Hellmann aus Jena. Hellmann, ehemalige Mitarbeiterin im Stadtmuseum Jena, durfte Johanna Hofmann noch selbst kennen lernen, als diese anlässlich der Neueröffnung des Jenaer Stadtmuseums 1988 ihre alte Wirkungsstätte besichtigte. Sie selbst war wohl nicht mehr in Rudolstadt, aber Otto Hofmann besuchte in den 1990er Jahren nochmals die Heidecksburg. Er holte sich dort eine Mappe mit graphischen Arbeiten ab, die bei der Flucht in Rudolstadt zurückbleiben musste.
Das Leben von Hanna Hofmann-Stirnemann wurde kürzlich in einer wissenschaftlichen Biografie von Gloria Köpnick und Rainer Stamm unter dem Titel „Eine Frau als Museumsdirektorin“ – erstmals nachgezeichnet. Mit ihrem kompromisslosen Einsatz für die die Kunst der Gegenwart und insbesondere der Kunst von Frauen hat sie weit über ihre Arbeitsstätten hinaus Bedeutung für die deutsche Museumsgeschichte erlangt.
Das Buch ist auch im Museumsshop der Heidecksburg erhältlich. Es wurde vom Landesmuseum Kunst und Kultur Oldenburg und dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg 2024 anlässlich des 125. Geburtstags von Johanna Hofmann-Stirnemann gemeinsam herausgegeben. Auf 23 Seiten kann man dort auch den beruflichen Neubeginn von Hanna Hofmann nachlesen. Abgedruckt sind auch viele der Bilder und Quellen, die jetzt bis zum 6. Juli im Orginal oder großformatig auf der Heidecksburg zu sehen sind.


Hinterlasse einen Kommentar