Preise für Buch über den Thüringrer Schieferbergbau und für die Studie über das Conrod-Werk in Ziegenrück – Preise nach Eisenach und ins Eichsfeld
Am gestrigen Mittwochabend hatte die Historische Kommission für Thüringen zur diesjährigen Preisverleihung der Preise für Industriekultur in die Schott Villa Jena eingeladen. Das Wohnhaus von Otto Schott und heutige Museum ist ein bedeutender als Ort der Thüringer Industriegeschichte.
Nur vier der vorgesehen sechs Preis wurden vergeben, da sich die Jury trotz guter Qualität und einer Anzahl von Arbeiten im zweistelligen Bereich nicht auf zweite Preise einigen konnte. So wurde in den beiden Kategorien Neue Forschungen im Bereich Wirtschafts- und Sozialgeschichte und in der neu aufgenommen Kategorie Dokumentationen zur Bewahrung und Vermittlung jeweils nur ein erster und dritter Preis vergeben.
Preise in der Kategorie der Bewahrung und Vermittlung nach Ostthüringen
Zwei der vier vergebenen Preise gehen nach Ostthüringen in die Region von Saale und Orla, beide in der neu aufgenommen Kategorie für Dokumentationen, die sich der Bewahrung und Vermittlung der Thüringer Industriegeschichte in der Breitenkultur widmen.
Über den ersten Preis in dieser Kategorie freuen konnten sich die drei Autoren der Bücher „Thüringisch-fränkischer Schieferbergbau“, Frank Barteld, Siegfried Scheidig und Frank Schein. In ihrer Begleitung war auch Verlagsgründer Hans-Jürgen Barteld und der Saalfeld-Rudolstädter Landrat Marko Wolfram, der das Projekt der Schieferbücher von Anfang an maßgeblich unterstützt hatte und der als erster gratulierte. „Die Auszeichnung ist höchst verdient und ich freue mich nun umso mehr auf Band 5, der überwiegend die fränkische Seite bearbeiten wird.“
Die Laudatio übernahm Prof. Timo Mappes, der Gründungsdirektor des Deutschen Optischen Museums in Jena. „Diese Laudatio kommt von Herzen, da mich das Werk der drei wirklich auf so vielen Ebenen begeistert“, sagt er. Umso mehr konnte er sich freuen, dass er die vier Bände als Geschenk gleich in die Bibliothek seines Museums aufnehmen konnte.
„Zahlreiche Einreichungen unterschiedlichster Formate gingen hier bei der Historischen Kommission für Thüringen ein“, so Mappes in der Laudatio. „Ein Beitrag stach besonders qualitätsvoll hervor – so dass wir uns als Jury rasch einig waren, dieses Werk müsse unbedingt ausgezeichnet werden: Die von Siegfried Scheidig, Frank Barteld und Frank Schein vorgelegten vier Bände „Thüringisch-Fränkischer Schieferbergbau“. Das Werk ist zwischen 2017 und 2022 erschienen und teilweise, bereits in der zweiten Auflage zu haben.
In seiner Laudatio nennt Mappes die Superlative dieser Buchausgabe: 1196 sehr sorgfältig recherchierte und äußerst ansprechend gestaltete Seiten werden mit 2000 reichhaltig und gehaltvoll gewissenhaft nummerierten Abbildungen bestückt. „Diese Bände beleuchten stets holistisch den heimatgeschichtlichen Kontext. Den Autoren gelingt es, die Geschichte des Schieferbergbaus in den fränkisch-thüringischen Lagerstätten ganzheitlich lebendig werden zu lassen. Man gewinnt den Eindruck, als habe man ohne diesen blaugrauen Stein gar nicht leben können.“
Die Autoren sind eng befreundet: Siegfried Scheidig, Jahrgang 1954 aus Lauenstein, ist Kreisheimatpfleger im Landkreis Kronach. Frank Schein aus Pößneck, Jahrgang 1967, ist vom Fach Elektroplaner. Frank Barteld aus Berga/Elster bei Greiz, Jahrgang 1977, führt seit 2014 den von seinem Vater Hans-Jürgen Barteld gegründeten Verlag Barteld in Berga/Elster und Bucha fort und beschäftigt sich vor allem mit dem Öffentlichen Verkehr.
„Diese drei Herren, selbst aus den Babyboomers und der Generation X, diesseits und jenseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze, haben ihre Kompetenzen für die gemeinsame heiße Leidenschaft der Aufbereitung und Darstellung der Industriekultur um diesen kalten Stein verbunden – und das Ziel der Vermittlung geradezu idealtypisch erreicht“, so der Laudator abschließend.
Die Preisverleihung war auch eine Gelegenheit, den neuen Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christian Tischner, zu erleben. Er betonte, dass diese Preisverleihung für ihn ein wichtiger Termin sei, zumal er als zuständiger Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Thüringen als Vertreter der Landesregierung qua Amt die Mitgliedschaft im Stiftungsgremium der Carl-Zeiss-Stiftung innehat.
Lange Zeit habe es wenig Aufmerksamkeit für die Industriegeschichte gegeben– seit 2018 werde es von den Regierungen als wichtiges Thema gesehen. Er selbst habe auch große Affinität zum Thema – sowohl als Geschichtslehrer und als auch aufgrund seiner Herkunft aus Greiz. Die Stadt habe als wichtige Industriestadt im 19. Jahrhundert die meisten Millionäre pro Kopf in Thüringen gehabt.
Eingangs der Veranstaltung hatte Judith Hanft als Hausherrin in der Schott-Villa die Anwesenden begrüßt, ehe Prof. Werner Greiling, der Vorsitzende der Historischen Kommission für Thüringen, noch einmal an den Rahmen des Thüringer Preises für Industriekultur erinnerte. Im Jahr 2018 hatte das Land Thüringen das Themenjahr Industriekultur ausgerufen, in dessen Folge der Landesgeschichtliche Preis für Industriekultur erstmals ausgeschrieben wurde. Zentrale Veranstaltung des Landes damals war die Ausstellung „Erlebnis Industriekultur“ in Pößneck gewesen.
Bisher habe sich die Forschung nur am Rande mit der bedeutenden Thüringer Industriegeschichte und der Zeitenwende in der Mitte des 19. Jahrhunderts gewidmet. Deshalb hatte die Historische Kommission gemeinsam mit der Staatskanzlei den Preis für Industriekultur ausgelobt, um die gesamte Bandbreite der Industrialisierung in Thüringen und der sozialen Bewegungen zu erforschen.
Prof. Greiling übernahm auch die erste Laudatio des Abends für Andreas Schmidt, der für seine Studie über das Conrod-Kraftwerk Ziegenrück einen dritten Preis in der neuen Kategorie Bewahrung und Vermittlung erhielt. In fast 30 Jahren als Leiter des Wasserkraftmuseums Ziegenrück hatte er dort die Dauerausstellung zur ehemaligen Saalekaskade aufgebaut und Sonderausstellungen organisiert. „Er legt Wert auf die unmittelbare Erfahrbarkeit“ – weshalb er eine Turbine aus dem Jahr 1900 reaktivieren ließ.
Die „Faszination für das Bauwerk“, eben das Conrod-Kraftwerk, begleitete Schmidt während seiner langjährigen verdienstvollen Museums-Tätigkeit im ältesten erhaltenen Kraftwerk an der Oberen Saale, der Fernmühle Ziegenrück. Prof. Greiling erinnerte an den direkten Bezug nach Jena, denn das technische Know How für die Wasserkraftanlagen der Saale-Kaskade kam aus Jena und „Conrod“ war vom Unternehmen Carl Zeiss errichtet worden.
Preise in der Kategorie Forschung
Die Preise in der Kategorie Forschung gingen nach Eisenach und ins Eichsfeld. Den ersten Preis erhielt Dr. Jessica Lindner-Elsner, seit dem Abschluss ihrer Promotion Leiterin des Archivs der Stiftung Automobile Welt Eisenach und inzwischen auch Museumsleiterin Automobile Welt Eisenach für den Bereich Wissenschaft. Sie hat sich in ihren Arbeiten zur Automobilgeschichte mit dem Thema von Wartburg bis Opel 1970 – 1992 auseinandergesetzt und dabei den Fokus neu auf die DDR-Sozialgeschichte und die Arbeitswelt gelegt und dabei bislang ungehobene Quellen genutzt, wie ihr Laudator Prof. Rolf Walter in der Laudatio hervorhob.
Der dritte Preis in dieser Kategorie würdigt die Arbeit des Regionalhistorikers Peter Anhalt. Er ist seit 2022 Kreisheimatpfleger im Eichsfeld und Vorsitzender des Vereins für Eichsfeldische Heimatgeschichte, der mit mehr als 500 Mitgliedern als größter Geschichtsverein in Thüringen gilt. Wie Laudator Prof. Hans-Werner Hahn hervorhob. In seiner Studie „SIM – Der Sondermaschinenbau in Heilbad Heiligenstadt“ verfolgt er die Entwicklung eines Industriezweigs im Eichsfeld seit dem Industriepionier Hugo Engelmann im Jahr 1870.
Eingeladen zu der Veranstaltung waren auch die weiteren Forscher, die Arbeiten eingereicht haben. Zu ihnen gehört Lutz Küpper, Autor der Rudolstädter Heimathefte und im vergangenen Jahr einer der Akteure bei der Herausgabe der Festschrift 950 Jahre Schwarza. Er nutzte die Gelegenheit am Rande der Veranstaltung, um seine 2023 erstellten Chronik des ehemaligen Kraftwerkes vom CFK Schwarza, mit der er sich beworben hatte, und seine nächsten Vorhaben zur Porzellangeschichte Landrat Marko Wolfram vorzustellen. Seine spannende Reise in die Vergangenheit der Kraftwerksbauphasen und späteren Erweiterungen umfasst 200 Seiten mit über 500 Fotos und Abbildungen. Das Buch „Chronik Industriekraftwerk Schwarza 1935-1989“ ist über die deutsche Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt gelistet, das Inhaltsverzeichnis ist über folgenden Link abrufbar. https://d-nb.info/1315436493
Für die heitere und schwungvolle musikalische Umrahmung sorgte die Gruppe Eulenspiegel.
Fotos von der Auszeichnungsveranstaltung (Fotos: Martin Modes):












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