Faszinierende Begegnung mit einer Luchsfamilie im Harz

Stell dir vor, du wanderst durch den Wald und plötzlich steht ein Luchs mit vier Jungtieren vor dir. So ergangen ist es Manfred Werner aus Oberkirch in Baden-Württemberg, während einer Wanderung von Schierke zum Brocken in Sachsen-Anhalt Anfang September.

Das Glück dabei: Manfred Werner zückte ohne zu zögern sein Smartphone und knipste die Pinselohren. Das Foto übersandte er Silvester Tamás, dem Koordinator des NABU-Luchsprojektes des Landesverbandes in Thüringen.

Hohe Luchsdichte im Harz – Abwanderung nach Thüringen möglich

„Das aktuelle Foto mit der Luchsfamilie und die vielen Luchsbegegnungen im Harz zeugen davon, dass es den Luchsen im Harz gut geht. Durch die erfolgreiche Ansiedelung von Luchsen im Nationalpark Harz konnte sich dort die höchste Dichte von Luchsen in Mitteleuropa entwickeln. Bei der großen Anzahl von Luchsen – etwa 150 Tiere – gehen wir davon aus, dass sich die Tiere andere Lebensräume, unter anderem in Thüringen, erschließen müssen“, sagt Silvester Tamás.

Naturschonender Umgang mit dem Wald

Thüringen braucht mehr Vernetzung der potenziell geeigneten Lebensräume für den Luchs und einen sensibleren Umgang insbesondere mit Waldgebieten, die einen Schutzstatus besitzen. In der Vergangenheit kam es gerade dort immer wieder zu gravierenden Eingriffen. „Wenn wir dem Luchs ein Zuhause geben und die Lebensgrundlagen von uns Menschen erhalten möchten, müssen wir über die Ländergrenzen hinweg denken und handeln,“ sagt Silvester Tamás. „Der Luchs braucht für die Aufzucht seines Nachwuchses ruhige und störungsarme Waldgebiete und sichere Wanderwege. Insbesondere geschützte Waldgebiete, die sich im EU-weiten Schutzgebietsnetz NATURA 2000 befinden, stehen zunehmend unter dem Druck von Forstwirtschaft und Holznutzung.“ Ursprünglich intakte Waldgebiete werden zu regelrechten Forsten – also Baumplantagen – umgebaut. Der Naturschutz bleibt dabei oft auf der Strecke.

Waldbesitzende können etwas tun

Der NABU Thüringen appelliert an staatliche, wie private und kommunale Waldbesitzende, dem Naturschutz im Wald mehr Vorrang einzuräumen. Denn Wälder stellen global und national die wichtigsten terrestrischen Lebensräume für Pilze, Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen, dar. Sie erbringen wertvolle ökologische Leistungen. Hierzu gehören unter anderem die Wasser- und Kohlenstoffspeicherung, genauso wie die Produktion von Sauerstoff.

Um Anreize zu schaffen, in seinem Wald mehr Natur zuzulassen, würdigt der NABU im Rahmen der Aktion LuchsWald Waldbesitzende mit einer Auszeichnung. Wer einen Wald besitzt und insbesondere etwas für Luchse tun möchte, der kann sich beim NABU Thüringen um die Auszeichnung zum LuchsWald bewerben. Im Rahmen der Aktion werden jährlich bis zu drei ausgewählte Wälder in Thüringen symbolisch ausgezeichnet, in denen sich Waldbesitzende in besonders vorbildlicher Weise für den Waldnatur- und Lebensraumschutz sowie die Lebensraumvernetzung einsetzen. Mittlerweile sind in Thüringen insgesamt 1.439 Hektar Fläche als LuchsWald ausgezeichnet. Waldbesitzer, die sich für eine Auszeichnung ihres Waldes interessieren oder dafür bewerben möchten, können sich gerne beim NABU Thüringen melden. Kontakt: www.NABU-Thueringen.de/luchswaldLuchs@NABU-Thueringen.de.

Foto: Manfred Werner

Hinterlasse einen Kommentar