Kunst in Reichenbach als Spiegel menschlicher Abgründe und Hoffnung

„Leise Lautstärken“ im Neuberinhaus

Mit der neuen Ausstellung „Leise Lautstärken“ präsentiert die Kunsthalle Vogtland im Foyer des Neuberinhauses Reichenbach zwei außergewöhnliche Thüringer Künstler, die sich auf eindrückliche Weise mit den Spannungsfeldern menschlicher Existenz auseinandersetzen. Die Vernissage findet am kommenden Freitag, dem 28. November, um 19 Uhr, statt und lädt Kunstinteressierte zu einer eindrucksvollen Begegnung mit den Werken von Horst Sakulowski und Gerd Kaden ein.

Horst Sakulowski

Der 1943 im thüringischen Saalfeld geborene Grafiker und Zeichner Sakulowski gilt als eine der profiliertesten Künstlerpersönlichkeiten des Freistaates. Seine künstlerische Handschrift, geprägt durch die Leipziger Schule und seine Studienzeit bei Bernhard Heisig, ist unverkennbar.

„In seinen technisch meisterhaften, im gegenständlichen Realismus verankerten Arbeiten entfalten sich surreale, bisweilen apokalyptische Bildwelten. Religiöse Ikonografie, soziale und ethische Fragestellungen, Darstellungen von Engeln, Skeletten oder zerfallenden Landschaften führen den Betrachter in einen Totentanz zwischen Pathos und Entzauberung“, erklärt Frank Lorenz, künstlerischer Leiter der Kunsthalle. „Sakulowski legt die Brüche menschlicher Existenz schonungslos offen – und demaskiert dabei auch sich selbst. Der Kreislauf von Vergehen und Erneuerung, Dekadenz und Machtstreben als Nährboden für menschliches Leid: All das findet Ausdruck in seinen kompromisslosen, zugleich hochsensiblen Werken“, so Lorenz weiter.

Gerd Kaden

Ein bewusst gesetztes Gegengewicht hierzu bilden die Holz- und Gipsplastiken des 1961 in Merseburg geborenen und heute in Greiz lebenden Bildhauers Gerd Kaden. Seine Skulpturen eröffnen ein hoffnungsvolleres Menschenbild, geprägt von Nähe, Verbundenheit und leiser Zuversicht.

Die Gipsmodelle „Zweisam“ und „Die Ruhende“ – deren Originale in Burgwerben/Kriechau stehen – thematisieren menschliche Zuneigung und einen Moment des Stillstands im Strom der Zeit. Die in Lindenholz geschaffene „BlattFau“, inspiriert von einem Faltenwurf Sakulowskis, bildet eine faszinierende Metamorphose zwischen Mensch und Natur: Eine klassisch gewandete weibliche Figur, deren Faltenwurf sich beim Umschreiten in die aufgerollten Rippen einer Pflanzenform verwandelt. Ein poetischer Kommentar zum ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Gemeinsam entfalten die Werke beider Künstler ein kraftvolles Spannungsfeld: Der Mensch mag an seinen Widersprüchen kranken – die Natur jedoch bleibt unbeeindruckt und wird uns überdauern. Vielleicht liegt in dieser Erkenntnis die leise Hoffnung, die die Ausstellung „Leise Lautstärken“ hörbar machen möchte.

Der Eintritt zur Vernissage ist frei. Die Ausstellung kann danach während Veranstaltungen oder auf Voranmeldung im Foyer des Neuberinhauses besucht werden.

Bilder von Horst Sakulowski in der Ausstellung „Leise Lautstärken“
(Foto: Severin Zähringer)

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