Verbraucherratgeber: Nachgefragt bei Michael Weigelt – Business Development Manager bei Lenovo Deutschland
Von Andreas Abendroth
Das Angebot an „mobilen Computern“ im Handel ist sehr breit aufgestellt. Nicht einfach, für die späteren Nutzer – viele gehören der Generation 55 plus an – die Übersicht zu behalten und das passende Gerät mit der passenden Ausstattung zu finden. Von Laienanwendern wird Profiwissen gefordert. Und nicht immer kann der Verkäufer im Elektronikfachmarkt mit der vollen Beratungs-Punktzahl für sein Fachwissen glänzen. Der Kunde bekommt kryptische Informationen, soll vor Ort die Informationen vergleichen, möglichst rasch eine Kaufentscheidung treffen.
Der Wahl-Thüringer Michael Weigelt – Business Development Manager bei Lenovo Deutschland – besuchte mich zum Interviewtermin. Gemeinsam wollen wir etwas Licht und Durchblick ins Fachwirrwar rund um die Klapp-Computer bringen. Was benötige ich, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, für die Büroarbeit oder als Gamer-Fun? Wie kann ich ein gutes, passendes Laptop für mich finden?

Herr Weigelt. Danke, dass wir so spontan einen Termin vereinbaren konnten. Starten wir gleich mit der ersten Frage. Was ist richtiger: Notebook oder Laptop?
Der Begriff Notebook wird eher im europäischen Raum verwendet, Laptop im amerikanischen Gebiet. Letztendlich meinen beide Begriffe aber dasselbe: nämlich einen tragbaren Computer.
Es wird ein neues Notebook gesucht. Wo sollte man bei der Auswahlsuche ansetzen?
Bevor ich mir über die Ausstattung einen Kopf mache, würde ich ganz wo anders anfangen. Welcher Typ Anwender bin ich eigentlich? Eher der Gelegenheitsnutzer im privaten Umfeld oder der anspruchsvolle Dauernutzer im geschäftlichen Umfeld? Ein ganz wichtiger Punkt, denn da geht es um die Robustheit der Geräte. Wenn das Notebook nur daheim auf dem Tisch steht, kaum bewegt wird, kann ein Consumer-Gerät verwendet werden. Wenn man mit dem Gerät ständig auf Tour ist, es an verschiedensten Orten zum Einsatz kommt – immer aus dem Business-Bereich. Die Geräte sind stabiler gebaut, folgen vielleicht dafür nicht jedem Modetrend.
Der zweite Aspekt ist: Wenn ich ein Gerät über einen langen Zeitraum nutzen möchte, bin ich darauf angewiesen, dass der Hersteller eine langjährige Unterstützung bietet. Die Pflege der Software, der Treiber, des BIOS. All jener Dinge, die ich als Privatanwender gar nicht so wahrnehme, aber die funktionieren müssen. Das macht ein Hersteller beim Business-Gerät deutlich länger als beim Privatkunden-Gerät.
Sind Consumer-Geräte deshalb schlechter?
Oh nein – keinesfalls. Sie sind meist sehr viel günstiger im Preis und sind für die meisten Privatkunden absolut ausreichend. Also muss bei der Herstellung irgendwo gespart werden. So beispielsweise bei der Stabilität des Gehäuses, aber auch bei der späteren Programmpflege. Natürlich gibt es da im Premium-Bereich auch positive Ausnahmen, da sprechen wir aber von sehr hohen Preiskategorien.
Kommt es nicht auch auf den individuellen Einsatz des Gerätes an?
Ja natürlich. Das wäre der dritter Aspekt, über welchen man nachdenken sollte, bevor es um die Frage der Ausstattung geht. Was mache ich mit dem Gerät – was bin ich für ein Anwendertyp. Steht das Gerät den ganzen Tag auf dem Schreibtisch, ist es nur temporär im Außeneinsatz oder ständig. Dabei geht es dann vor allem um die Gehäuseformen und das Gewicht. Auf der einen Seite sind die klassischen Notebooks. Dann gibt es die Tablets für extrem mobile Leute. Und dazwischen gibt es sogenannte Convertible – sie kann man um 360 Grad rumklappen und Detachables – also ein Tablet mit einer Anstecktastatur. Es ist wie beim Auto: Brauche ich ein Stadtauto oder einen Transporter…
Auf was sollte der Kunde bei der Ausstattung achten?
Da gibt es die typischen drei Dinge, über die ein Verkäufer immer sprechen wird: Prozessor, Arbeitsspeicher, Festplatte. Darüber kann man ein Notebook definieren. Ausklammern müssen wir mal die Gaming-Fraktion. Diese User wissen aber in der Regel ganz genau, was sie an technischen Komponenten benötigen, sie sind perfekt informiert.
Dem Privatanwender kann ich als Faustregel immer die Mitte empfehlen. Prozessoren haben Bezeichnungen, wie i3, i5 oder i7 – was mache ich, ich nehme die Mitte. Beim Arbeitsspeicher ist es genauso: 8 GB, 16 GB, 32 GB – ich nehme die Mitte. Bei der Festplatte 256 GB, 512 GB, 1.000 GB – ich nehme die Mitte. Mit so einer Wahl macht niemand etwas falsch, man muss nicht zu tief in die Geldbörse greifen. Wer zu günstig kauft, ärgert sich oft nach einiger Zeit.
Ein sehr interessantes Thema ist der Datenspeicher. Hier fallen Begriffe wie eMMC, SSD und HDD.
HDDs sind die „Urgesteine“ der Festplatten. Die Magnetplatten genießen noch ein Nischendasein, werden heute nicht mehr verbaut. Auf ihnen kann man zu einem sehr günstigen Preis, riesige Datenmengen wegspeichern. Sie sind aber sehr stoßanfällig.
SSDs sind heute der Stand der Technik. Sie werden sehr viel verbaut.
Von eMMC würde ich generell in Notebooks abraten. eMMC-Speicher ist prinzipiell das Gleiche, wie auf den SD-Karten drauf ist. Sie sind langsam, fehleranfällig und klein – machen keinen Sinn im Notebook, werden nur im untersten Preissegment verbaut, wo die Daten nicht mehr auf dem Gerät, sondern in Clouds auf externen Servern gespeichert werden.
Immer wieder werden dedizierte Grafikkarten angepriesen. Wer benötigt diese?
Diese zusätzlichen Grafikkarten besitzen einen eigenen Videospeicher und Grafikprozessor. Sie finden Platz an einem eigenen Steckplatz. Sie sind besonders für Gamer (Spielenutzer) und für Menschen, die beispielsweise Grafikbearbeitungen oder 3D-Modellierungen machen, gedacht. Hier wird eine hohe Rechengeschwindigkeit und Leistung benötigt.
Klare Nachteile für den Privatanwender sind der hohe Stromverbrauch, der größere Platzbedarf für das Hardware-Bauteil und die hohen Kosten für eine gute, zusätzliche Grafikkarte.
Für Schreib- und Bürotätigkeiten, das Erstellen einer PowerPoint, das Sortieren von Urlaubsfotos, fürs Surfen im Internet oder das Ansehen von Videos bei YouTube, reicht die integrierte Grafikkarte auf dem Prozessor völlig aus.
Eine weitere wichtige Komponente ist der Bildschirm. Welche Größe – glänzend oder matt – welche Auflösung?
Die Größe des Displays ist eine reine Geschmacksfrage. Es gibt kein gut oder schlecht. Nur passend oder nichtpassend. Umso größer das Display – umso größer das Gewicht des Notebooks. Am meisten werden in Deutschland Notebooks mit einem 14 Zoll-Display gekauft. Zur Displayoberfläche: Im Business-Bereich wird man nur eine matte Oberfläche finden. Matte Display vermeiden Reflektionen, sind schonender für die Augen. Im Privatkundenbereich kommen vorwiegend glänzende Displays zum Einsatz: die machen oft tolle Farben, sind günstiger herzustellen, haben aber Nachteile, wenn man starke Lichtquellen in der Umgebung hat.
Nun noch das Thema Auflösung. Es sollte immer zur Displaygröße passen. Eine 4-K-Auflösung auf einem 14-Zoll-Display macht keinen Sinn. Hier reicht Full-HD 1920 x 1080 Pixel vollkommen aus.
Welche Anschlüsse, Ports, sind heutzutage noch notwendig?
Die gängigsten Anschlüsse sind heute USB-A, USB-C- sowie HDMI-Schnittstellen. Für viele Privatanwender ist zudem ein SD-Karten-Slot ein Muss. Wer keine gute WLAN-Abdeckung hat, sollte auf einen LAN-Port achten.
„Nicht immer ist ein teureres Gerät auch die bessere Wahl. Lieber einmal etwas mehr Zeit in die Auswahl investiert, dann habe ich auch viele Jahre Freude daran.“
Michael Weigelt
Auf was sollte man aus Ihrer Sicht als Experte noch achten? Haben Sie noch einen Tipp für unsere Leser?
Da möchte ich noch zwei Stichworte in den Raum stellen, welche dem Computer-Nutzer nie so im Bewusstsein sind. Wer hat sich schon einmal Gedanken um die Displayhelligkeit gemacht? Etwas, was nie in einem Elektronikfachmarkt zur Sprache kommen wird. Ein preiswertes Notebook wird aus Kostengründen mit einem preiswerten Panel ausgestattet. Diese sind vergleichsweise dunklerl und nicht sehr farbenfroh. Im höheren Preissegment werden viel bessere Panels verbaut. Wem ein gutes Wiedergabebild wichtig ist, oder Probleme mit den Augen hat, sollte da lieber etwas mehr Geld ausgeben.
Ein zweiter Gedanke betrifft die Sicherheit. Denn auf dem Computer werden heute viele private und sensible Dokumente gespeichert. Ein Thema, auf welches man kaum im Fachmarkt hingewiesen wird. Wie melde ich mich an meinem Betriebssystem an – beispielsweise bei Windows. Der normale Nutzer macht dies meistens mit einem Passwort oder einer PIN. Diese lassen sich aber meist leicht entschlüsseln oder erraten. Die sichere Variante ist heute, sich über biometrische Merkmale – also mit dem Gesicht oder dem Fingerabdruck – anzumelden. Wem so etwas wichtig ist, sollte darauf achten, dass zur Ausstattung ein Fingerabdruckleser oder eine Infrarot-Webcam gehören.
Und zum Schluss nach ein Tipp von mir: Die Wahl für ein gutes Notebook sollte man nicht in einer Stunde in einem Fachmarkt treffen. Ruhig noch einmal heim gehen und darüber nachdenken, für was benötige ich es, wie oft brauche ich es, wie oft schleppe ich das Gerät umher. Nicht immer ist ein teureres Gerät auch die bessere Wahl. Lieber einmal etwas mehr Zeit in die Auswahl investiert, dann habe ich auch viele Jahre Freude daran.
Herr Weigelt. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das sehr informative Gespräch genommen haben. Ich denke, mit den Informationen haben wir für den Verbraucher etwas Durchblick im Computer-Dschungel geschaffen.



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