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100 Jahre und kein bisschen leiser

Wetten, dass … Rekordversuch mit der Zahl 100

„Wer hätte das gedacht, dass wir nach dem 80- und 90zigsten Geburtstag nun auch den 100sten gebührend feiern können“? Mit diesen Worten eröffnete der musikalische Leiter der Schalmeienkapelle Bernsgrün, Matthias Dübler, das Jubiläumsprogramm im Festzelt auf dem Sportplatzgelände, begleitet von 10 Böllerschüssen des Schützenvereins Schneckengrün e.V. Was danach am Samstag und Sonntag folgte, war der absolute Wahnsinn, ein Fest der Superlative, grandios, erstklassig und nicht zu toppen. Dass der liebe Gott ein Bernsgrüner ist, bewies er mit traumhaften Spätsommerwetter und bescherte damit beste äußerliche Festbedingungen. Das Festprogramm selbst lag in den Händen der Musiker und ihrer vielen fleißigen Helfer und Unterstützer, war eine echte Gemeinschaftsarbeit und ein absoluter Kraftakt, der bravourös und bewundernswert gemeistert wurde.

Höhepunkt war zweifellos am Samstagabend der Rekordversuch, 100 Mitglieder der Schalmeienkapelle, aktive und ehemalige, für das RID Rekord Institut für Deutschland auf die Bühne zu bekommen. Prominente Wettpatin war Landrätin Martina Schweinsburg, die natürlich überzeugt vom Gelingen war. „Ihr schafft das“. Verliert sie die Wette, müsse sie ein Lied am Trommelschlagzeugbecken mitspielen. Gewinnt sie, werden die Bernsgrüner Schalmeien zu ihrem 65. Geburtstag in ihrem Wohnzimmer ein Ständerle spielen. Zum Rekordrichter wurde Sven Gerold mit Frau von der Erdachsendeckelscharnierschmiernippelkommission Pausa ernannt. Und dann wurde es richtig spannend und aufregend. Auf einer Leinwand und einer von Frau Gerold geführten Strichliste und durch das Publikum wurden namentlich die Musiker vorgelesen und gezählt. 37 aktive von der Kapelle standen bereits auf der Bühne. Es folgten 62 ehemalige Spieler. Es waren für viele bewegende und ergreifende Momente mit Gänsehautfeeling. Bei der Zahl 99 war es zu Ende. Ein Pkw mit Ehemaligen war noch unterwegs. Drohte der Rekord so knapp vor dem Ziel zu scheitern? Bürgermeister Nils Hammerschmidt sprang ein, wurde Vereinsfördermitglied, spielte die Tonleiter auf der Schalmei und rettete so die Anzahl 100. Danach trafen auch die noch verspäteten sieben Ehemaligen ein. Dann mussten alle 107 Musiker in drei Minuten ein oder mehrere Lieder spielen. Alles klappte hervorragend, sodass der Rekordrichter den Rekordversuch zur riesengroßen Freude und Erleichterung aller Anwesenden als geschafft bewerten konnte. Der Verantwortliche und Macher für diesen spannenden Wetten, dass-Rekordversuch war Musiker Ramon Riedel. Er wurde für seinen zeitaufwändigen Einsatz beim Aufrufen und Besuchen der ehemaligen Kapellenmitglieder am Ende mit Blumen und viel Beifall gewürdigt und belohnt. Was für ein selbst gemachtes Kapellengeburtstagsgeschenk dank Ramon Riedel!

Die Bernsgrüner Schalmeien präsentierten sich in bester Geburtstagsstimmung, zogen alle Register ihres Könnens, zeigten ihre ganze musikalische Breite und Vielfalt und wurden verdient begeistert gefeiert. Ein musikalisches Happy Birthday gab es für Musiker Frank Hallmann zum 40. Geburtstag. Gerd Baumann und Wolfgang Dudek wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Das langjährigste und noch aktive Kapellenmitglied ist seit 1960 Klaus Röhler mit 77 Jahren, das älteste und noch aktive mit 81 Jahren Rudolf Söllner. Auch der fast 90jährige ehemalige Schalmeienmusiker Manfred Sangkuhl aus Bernsgrün ließ es sich nicht nehmen, bei diesem Festanlass dabei zu sein.

Zum 100. Geburtstag gab es natürlich auch Geschenke. Von der Landrätin erhielt die Kapelle 1.500 Euro und einen Fahnenwimpel für die Vereinsfahne. Die Musiker bedankten sich mit Schweinsburg Lieblingslied, dem „Hoch und Deutschmeister Regimentsmarsch“ sowie einem Jubiläumsteller zum 100, den alle Gratulanten erhielten. Bürgermeister Hammerschmidt, der für diese Fest seinen Urlaub verschob, gratulierte mit kulinarischen Leckereien und Ortsteilbürgermeister Andreas Rosenbaum überbrachte seitens der Stadt Zeulenroda-Triebes bereits am Nachmittag 100 Euro und legte gleich nochmal 100 Euro drauf. Zu den musikalischen Gratulanten gehörten am Samstagabend die Schalmeienfreunde der Stadt Falkenstein und die Thierbacher Schalmeienkapelle genauso wie das Frauenballett vom Faschingsklub Pausa, die das rappelvolle Festzelt ordentlich „aufheizten“. Alle Schalmeienkapellen spielen eine unterschiedliche Musik und unterscheiden sich so untereinander. Der Abend wurde von der aus dem Rundfunk bekannten Moderatorin Madlen Schulz begleitet. Zum Abschluss durften alle Gäste zur Musik der „Prinzenberger“ ausgiebig ihre Tanzbeine schwingen.

Zum guten Gelingen des Festes trugen am Samstagnachmittag auch weitere Gratulanten wie Alleinunterhalter Hansi Schulze, die Kameraden der FFw Bernsgrün mit einer Schauübung zum richtigen Einsatz und Umgang mit Handfeuerlöschern und die sportlichen Darbietungen der Frauensportgruppe Bernsgrün gemeinsam mit den Mädchen der Tanzgruppe „Body Shaker“ bei. Die Mädchen und Jungen der evangelischen Kindertagesstätte „Arche Noah“ Bernsgrün erfreuten mit ihrem Auftritt alle Besucher. „Wir bringen die Zukunft von morgen für die Kapelle als Geschenk mit“, so Leiterin Katja Pahlke.

Zum Festgottesdienst am Sonntagmorgen zeigte Pfarrer Gunnar Peukert die Verbundenheit der Schalmeienkapelle Bernsgrün mit der Kirchgemeinde Bernsgrün auf, bevor er die Kapellenmitglieder einsegnete. Für den Frühschoppen mit zünftiger Blasmusik und dem Steigermarsch „Glück auf“ mit einem eigens angereisten Steiger aus dem Erzgebirge sorgten die „Wisentataler“. Am Nachmittag standen Ringershowkämpfe mit Ringern vom KSV Pausa auf dem Programm, kompetent und leidenschaftlich kommentiert vom ehemaligen erfolgreichen Bernsgrüner Ringer und jetzigen Trainer der Greizer Ringermannschaft, Tino Hempel, für den der Ringkampfsport der schönste Sport der Welt ist. Und auch hier gab es einen Rekord, indem aktive und ehemalige Ringer aus den Oberlandgemeinden gemeinsam auf der Bühne standen und das Ringerlied sangen. Mit dem „Original Vogtlandecho“ klang das Jubiläumsfest musikalisch aus.

Schaustellerbetriebe mit dem ersten Riesenrad in Bernsgrün, Fahrten mit dem Lanz-Bulldog-Gespann aus Dörtendorf durch den Ort, eine beachtliche Traktor- und Landmaschinenausstellung, eine sehenswerte umfassende und gut besuchte Kapellenchronikausstellung, ein Stand über die Imkerei sowie beste gastronomische Versorgung, u.a. mit einem eigenen Jubiläumslikör, trugen ebenso zum erfolgreichen Gelingen des Festes bei.

Vom Jubiläumsfest der Bernsgrüner Schalmeien berichtete auch das Fernsehen am Sonntagabend im MDR Thüringen Journal.

Für die Musiker um Vereinsvorsitzenden Patrick Zicker und musikalischen Leiter Matthias Dübler heißt es nun auf in ein neues Kapellenjahrhundert. Was bereits jetzt für die Zukunft feststeht, ist, dass die Bernsgrüner Schalmeienkapelle traditionell auch weiterhin eine reine Männerkapelle bleibt.

Text/Fotos: Gabriele Wetzel 

Foto 1: Die Bühne platzte mit 107 Schalmeienmusikern beim gelungenen Rekordversuch aus allen Nähten.  

Foto 2: Ramon Riedel, der Macher des Rekordversuchs, hat gut lachen. Er wurde am Ende für seinen großen Einsatz und Engagement nicht nur mit Erfolg belohnt, sondern bescherte auch der Kapelle das schönste Geburtstagsgeschenk. So ähnlich könnte die Urkunde über den gültigen Rekord aussehen, die vom Institut Deutschland erstellt wird.  

Foto 3: Landrätin Martina Schweinsburg bei der Scheck- und Fahnenwimpelübergabe an den musikalischen Leiter Matthias Dübler.

Foto 4: Bürgermeister Nils Hammerschmidt erhält vom Vereinsvorsitzenden Patrick Zicker einen Ehrenteller zum 100jährigen Jubiläum.

Foto 5Der Samstagabend wurde feierlich durch die Jubilare der Schalmeienkapelle Bernsgrün im Festzelt eröffnet.

Foto 6: Eröffnungskonzert der Bernsgrüner Schalmeien am Samstagnachmittag im Festzelt

Foto 7: Totale Begeisterung pur bei allen Gästen im Festzelt an diesem Jubiläumswochenende der Schalmeienkapelle in Bernsgrün