Kurzgespräche auf einer Wellenlänge

Im Outdoor-Test: Das PMR-Handfunkgerät Midland G9 Pro

Von Andreas Abendroth

Der Einsatzbereich von PMR-Funkgeräten (auch als Walkie-Talkies bezeichnet) ist breit aufgestellt. Im Kurzstreckenfunkanwendungsbereich haben sich die Geräte bewährt. Sie bieten eine gute Möglichkeit, unter Freunden oder innerhalb von Gruppen, die sich im gleichen Gebiet aufhalten, die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Häufig genutzt werden die Geräte von Bergsteigern und Alpinwanderern aber auch von Gleitschirmfliegern, im Modellsport und zur Kommunikation im Segelflug zwischen der Startstelle und der Winde.

Im Praxistest wurden mehrere Midland G9 Pro-Geräte an unterschiedlichsten Einsatzorten in Deutschland, Italien und der Schweiz genutzt. Es ist eine Zusammenfassung und Sichtweise, welche bei der realen Nutzung der Geräte entstand.

Der Journalist Andreas Abendroth nutzt zur Kommunikation ein Midland G9 Pro am Morteratschgletscher – einem der größten Alpen-Gletscher in der Berninagruppe im Kanton Graubünden in der Schweiz. Der Gletscher liegt unterhalb des Piz Bernina (4049 m). Foto: Leonhard Abendroth

Effizientes PMR-Handfunkgerät
mit breitem Anwendungsspektrum

Zunächst wurden alle Geräte auf die gleiche Frequenz eingestellt. Die Einstellungen und die Kontrolle sind dank des großen Displays gut und schnell möglich.

Der erste Test fand im thüringischen Wintersportort Oberhof statt. Ideales Gelände war die Schanzenanlage am Wadeberg. 2019 wurde hier die neue Jugendschanze eingeweiht. Die Schanze hat einen 22,8 Meter hohen Anlaufturm aus Stahl, Stahltribünen für Trainer und Zuschauer, Stahltreppen vom Auslauf bis zum Schanzenturm. Und wie man weiß, werden Funk-Wellen von „harten“ Gegenständen wie Metall einerseits reflektiert. Andererseits werden sie aber auch abgeschirmt und in ihrer Ausbreitung behindert.
Im Test wurde Sprechfunk vom Schanzenauslauf zur Tribüne und zum Anlaufturm betrieben. Ersterer Standort war mit niedriger Leistung erreichbar. Zum Standort ganz oben am Schanzenturm musste die „Boost“-Taste mit erhöhter Leistung gedrückt werden. Eine Verständigung war in beiden Positionen klar und deutlich möglich.

Test der Midland G9 Pro PMR-Sprechfunkgeräte an der Schanzenanlage am Wadeberg im thüringischen Oberhof. Foto: Andreas Abendroth

Entfernungen überwinden:
Gebrüll und Missverständnisse fallen weg

Der zweite Test fand am Morteratschgletscher in der Berninagruppe im schweizerischen Kanton Graubünden statt. Der Gletscher gilt als der Volumenstärkste der Ostalpen. Der Gletscher wird eingerahmt von den Dreitausendern Munt Pers, Piz Cambrena, Piz Palü, Piz Zupò, Piz Morteratsch und dem Viertausender Piz Bernina. Im Gletschervorfeld befindet sich ein Lehrpfad zur Dokumentation des Gletscherrückgangs. Vom Startpunkt „Parkplatz Morteratsch/Morteratsch-Station der Berninabahn“ erreicht man die Gletscherzunge nach rund 7,5 Kilometern. Auf dem Weg ist eine gute Verständigung möglich. Die „Boost“-Taste am Midland G9 Pro wird von beiden Sprechstellen genutzt. An der Gletscherzunge muss auf Grund der enormen Lautstärke durch das starken Rauschens des Schmelzwassers das Headset genutzt werden. Über den eingebauten Lautsprecher versteht man nichts mehr.

Für den dritten Praxistest geht es noch einmal hoch hinauf in das Hochgebirge. In die Ortler-Alpen in Südtirol (Italien). Die Hochgebirgstour führt uns über die K2-Hütte zur Hintergrathütte auf 2661 Metern. Die Schutzhütte ist Stützpunkt für die Besteigung des „König Ortler“ (3.905 Meter) – des höchsten Berges der italienischen Provinz Südtirol und der Region Tirol. Der Weg führt zunächst durch das „Ende der Welt-Ferner“ über die Geröllfelder und weite Moränenhänge. Später entlang des Berghanges mit Stahlseilsicherung bis über den Berggrat zur Hintergrathütte. Über die ganze Wegstrecke sind die G9 Pro-Geräte im Sprech- und Empfangsmodus. Immer wieder wird getestet, ob man noch miteinander kommunizieren kann. Und es funktioniert sehr gut. Über kilometerweite Geröllflächen hinweg, sogar über den Berggrat kann man sich klar und deutlich verständigen. Wir nutzen wiederum die „Boost“-Taste am G9 Pro.

Das Midland G9 Pro im Outdoor-Einsatz an der Hintergrathütte (2661 Meter) in den italienischen Alpen (Südtirol/Alto Adige). Auch bei Regen und Schnee erfüllt das Funkgerät seinen Dienst. Foto: Andreas Abendroth


Angekommen an der Hintergrathütte werden wir im August von einem Temperatureinbruch und Schneeschauern „erwischt“.  Hier macht sich der IPX4-Standard der G9 Pro-Funkgeräte bezahlt. Die Geräte halten dicht, der Sprechfunk ist ohne weiteres möglich. (An der Stelle vielen Dank an das junge Hütten-Team, welches uns ganz unproblematisch „Unterschlupf“ im Gastraum gewährte. Die Suppe und die Nudeln waren Klasse, haben uns richtig aufgewärmt!!!)
Auch auf dem Rückweg ins Tal bleiben die Geräte an, wird sich mit ihrer Hilfe verständigt. Trotz Nutzung der hohen Sendeleistung über acht Stunden sind die Akkus nicht erschöpft – aber wir sind es.

Das Midland G9 Pro im Outdoor-Einsatz in den italienischen Alpen (Südtirol/Alto Adige) unterhalb von Ortler (3905 m), Monte Zebrù (3735 m) und Königsspitze ( 3851 m). Foto: Andreas Abendroth

Großer Vorteil: PMR-Funkgeräte
sind unabhängig vom Mobilfunknetz

Der vierte Test findet im Rahmen einer Schulveranstaltung auf dem Modellflugplatz „Kammberg“ des MFC Geschwenda e.V. in Thüringen statt. Während eines Projekttages wollen die Schülerinnen und Schüler etwas übers Fliegen und den Luftsport erfahren. Es gibt einen kleinen Lehrfilm und Flugvorführungen. Und… Es darf mal PMR-Sprechfunk ausprobiert werden. Nach einer Einweisung rund ums Funken werden die Kinder in Zweier-Teams in verschiedene Bereiche des Fluggeländes geschickt. Von dort können sie Verbindung mit der „Leitzentrale“ und untereinander aufnehmen. Unterricht und Spaß an der frischen Luft, der nicht nur die Zeit im Fluge vergehen ließ. Die Schüler lernten spielerisch mit Technik umzugehen, mussten Disziplin halten. Denn wenn alle mit einmal über den Funkkanal sprechen, versteht keiner etwas mehr.

Für das Midland G9 Pro gibt es vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Hier bei den Modellflugsportlern im thüringischen Geschwenda. Foto: Andreas Abendroth

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Des Weiteren waren die Midland G9 Pro-Geräte bereits als Kommunikationsmittel im Segelflug zwischen Startstelle und Windenstelle, beim härtesten Hindernisrennen Europas „Getting Tough“, bei Landesmeisterschaften im Turniertanz zwischen den Rettungseinsatzkräften im Einsatz. Sie haben sich auch hier bewährt.

Mein Fazit:

Das Midland G9 Pro hat mich und die Vereins- und Tourenfreunde begeistert. Die Bedienung des sehr kompakt gebauten Gerätes ist einfach und oftmals selbsterklärend.

Durch das beleuchtete LCD-Display kann man das Funkgerät auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut einsetzen.

Die Kommunikation ist im freien Gelände auch über größere Distanzen rauschfrei und klar verständlich. Zum Sprechen muss man allerdings sehr nah an das Mikrofon herangehen. Auch die „Roger Beep Funktion“ ist sehr nützlich, da man klar erkennt, ob die Gegenstation ihre Durchsage beendet hat.

In sehr lauter Umgebung haben sich das Head-Set MA24-L und die Lautsprecher-Mikrofon-Einheit SM-600 bewährt.

Das Laden der Akkus über die mitgelieferte Ladeschale ist mehr eine Notlösung. Das Laden der vier 1.800 mAh AA-Akkus dauerte über 9 Stunden. Außerdem gibt es kein Signal, dass der Ladevorgang beendet ist, noch eine automatische Abschaltung. Wir haben die Akkus in einem externen Ladegerät aufgeladen.

Blick in das Midland G9 Pro 2er Kofferset. Neben den PMR-Sprechfunkgeräten gehören zwei MA24-L Headsets, Akkus, und Standlader und Gürtelclips zum Lieferumfang. Foto: Andreas Abendroth

Lieferumfang:

– Im Midland G9 Pro 2er Kofferset ist alles enthalten, was zum Betrieb notwendig ist: 2 Funkgeräte, 2x Standlader, 8x AA Akkus (1800 mAh), 2x Gürtelclip, 2 x MA24-L Headsets

– Das Gerät bietet:

Das Midland G9 Pro: Das PMR-Sprechfunkgerät lässt sich gut handhaben und Funkverbindungen sind zuverlässig möglich. Foto: Andreas Abendroth

8 herkömmliche + 8 neue PM446-Kanäle, 38 CTCSS-Töne/104 DCS-Codes, Großes LCD-Display, Dual-PTT zum Senden mit hoher/niedriger Leistung, Notruffunktion über Kanal 8 mit DCS-Ton 50 *1, VOX in 3 Stufen einstellbar und mit Wechselsprechfunktion (TalkBack), VibraCALL, Tastatursperre, Zweikanalüberwachung, Suchlauf, Überwachsfunktion, Reichweitenkontrolle, Automatische Energiesparfunktion und Batteriestandswarnung, Anschlussmöglichkeit für Headset

– Technische Daten:

Erweitertes Frequenzband: von 446,00625 bis 446,19375 MHz, LPD 433,075–434,775 MHz, Betriebstemperatur: –20 °C bis +55 °C, Abmessungen: 64 x 126 x 36 mm, Gewicht (o. Batterien) 150 g, Wasserfest nach IPX4 Norm

Hinweise:

– Mit dem getesteten Handsprechfunkgerät befinden wir uns im sogenannten „Jedermannfunk-Bereich – PMR446“. Die Nutzung dieser zugelassenen Geräte ist hier lizenzfrei möglich. Wichtig zu wissen ist auch, mit Störungen durch andere Frequenznutzer muss gerechnet werden. Der eingestellte Frequenzbereich kann nicht exklusiv genutzt werden. Anders gesagt: Jedermann kann mithören und auch auf der eingestellten Frequenz mitsprechen.

– Für alle anderen Funkanwendungen wie beispielsweise Amateurfunk, Flugfunk oder Behördenfunk (BOS) müssen Berechtigungsprüfungen zur Nutzung abgelegt werden.

– Über „Jedermannfunk“ kann leider kein gezielter Notruf absetzt werden Die Reichweiten sind hier auf Grund der Beschränkung der Sendeleistung relativ gering. Die Notruf Taste “Emergency” ermöglicht aber, alle in Reichweite befindlichen Funkgeräte zu erreichen, auch wenn diese auf andere Kanäle eingestellt sind.

Mehr Informationen und Kontakt: https://www.alan-electronics.de/

Das Midland G9 Pro im Outdoor-Einsatz in den italienischen Alpen (Südtirol/Alto Adige) unterhalb von Ortler (3905 m), Monte Zebrù (3735 m) und Königsspitze ( 3851 m). Foto: Andreas Abendroth

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