RC-Helikopterflug – Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht

Sicheres fliegen mit dem
FlyWing FW450L V3

Von Andreas Abendroth

Einen RC-Modellhubschrauber zu fliegen, gilt als die hohe Schule im Bereich des Modellflugsportes. Es geht um perfekt koordinierte motorische Fähigkeiten und um ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Nein, wir sprechen hier nicht vom Spiel mit Koaxial-Helikoptern, welche besonders für Anfänger oder wenn man mal Spaß haben möchte, kreisen lassen kann.

Deutlich schwieriger zu fliegen sind Collective Pitch Helikopter (CP-Helis) – sie werden über die Blattverstellung gesteuert und Fixed Pitch Helikopter (FP-Helis), welche über die Drehzahländerung am Rotor Auf und Ab gesteuert werden. Hier gilt es, vor der Outdoor-Phase viel am Simulator zu üben. So kann man Fehler vermeiden und spart vor allem Zeit und Geld für Reparaturen. Außerdem wird so deutlich die Frustationsgrenze gesenkt, weil man seinen Heli gecrasht hat.

Viel moderner sind Helikopter, die mit Stabilisierungssysteme, sogenannten Flybarless-Systemen ausgestattet sind. Eine Empfehlung für ambitionierte Piloten, da die Horizont- und Rettungsfunktion am Anfang eine ganze Menge Sicherheit bietet. Mit zunehmender Flugsicherheit können die Hilfsfunktionen reduziert werden, bis man den Helikopter vollständig ohne elektronische Unterstützung (3D-Mode) fliegen kann. Hier kommen die Einstellungen ATTI und 6G ins Spiel. Doch wie sagt man so schön: Übung macht den Meister.

Der FlyWing FW450L V3 auf dem Modellflugplatz „Kammberg“ des MFC Geschwenda e.V. Foto: Andreas Abendroth

Im Test: der FlyWing FW450L V3

Ein solches tolles Fluggerät ist der FlyWing FW450L V3. Dank Ausstattung mit modernen Systemen, kann mit ihm das Erlernen des Helikopter-Fliegens deutlich vereinfacht werden.

Und wer zeigt, was mit moderner Technik machbar ist, der chinesische Hersteller FlyWing. Geliefert wurde der Heli – in der Redy-to-fly-Ausführung – durch den Logistik-Dienstleister UPS. Dieser übernahm auch die Zollabwicklung beim Import – die Gebühren wurden mir in Rechnung gestellt. Und was soll ich sagen, das Paket hat die rund 8.900 Kilometer lange Reise unbeschadet überstanden.

Perfekt verpackt in einen Styropor-Koffer konnte ich den FW450L V3 in Empfang nehmen. Zum Inhalt gehören: Heli, Heckausleger, Rotorblätter, Sender, LiPo-Akku (4s / 5.000 mAh), Rotorblatthalter, Ladegerät mit US-Steckeranschluss, USB-Kabel, Programmierstecker, Kleinteile, ein Werkzeugtool und eine Bedienungsanleitung in englischer Sprache.

In der RTF-Version wird ein Komplettpaket geliefert. Foto: Andreas Abendroth
Sicher verpackt in einem Hartschaum-Koffer wird der FlyWing FW450L V3 geliefert. Foto: Andreas Abendroth

Präzise zusammengebaut und Grundeinstellungen programmiert

Nach der Sichtkontrolle habe ich das Chassis abgenommen, um mal die Schraubverbindungen zu kontrollieren. Was soll ich sagen: Es wurde eine perfekte Arbeit beim Zusammenbau geleistet. Alle Schraub-Verbindungen waren fest, alle Steckverbindungen saßen sicher. Angetrieben wird der Hauptrotor direkt vom Brushless-Motor, über ein Zahnrad. Der Heckrotor über einen separaten Brushless-Motor.
Das Herz des Helikopters ist der H1-Flight Controller. Von dieser elektronischen Flugsteuerung aus, gehen Verbindungen zum Empfänger (über i-Bus), zu den Taumelscheiben-Servos, zu den Antriebsmotoren und zum GPS-Sensor. Dieser muss auch mit dem Laptop verbunden werden, um Einstellungen, Programmierungen und Kalibrierungen vorzunehmen.

Der Zusammenbau des FW450L ist durchdacht und denkbar einfach. Den Heckausleger – in dieser Ausführung muss ein Rohr in die Basiseinheit eingeschoben werden, bis es hör- und sichtbar einrastet. Dann noch die Rotorblätter montieren und den zuvor geladenen Akku mittels Schiene einführen. Fertig.
Hier noch ein Tipp von mir: Bevor man die Rotorblätter montiert, sollten einige Kalibrierungen vorgenommen werden. So die der Steuer-Sticks am FS-i6S-Sender und des Kompasses (GPS). Dies habe ich über die H1-FlyWing-Software am Laptop durchgeführt.

Modellflugsportler fiebern dem Erstflug entgegen

Was kann der FW450L V3? Wie fliegt er? Fragen, die nicht nur ich stelle, sondern auch Modellflieger-Kollegen vom größten Modellflugclub im Freistaat Thüringen – dem MFC Geschwenda e.V.  Sie beobachten sehr genau den ersten Start des FlyWing-Helikopters.

Der FlyWing FW450L V3 im Flugeinsatz. Foto: Andreas Abendroth

6 Schritte bis zum Take-off

Der Flug-Akku ist geladen und mittels Akkuschiene im Helikopter platziert und verriegelt. In den FS-i6S-Sender werden 4 AA-Batterien eingelegt. Für den Erstflug wird Mode 2 (Gas links) und der GPS-Mode genutzt. Insgesamt sind 6 Schritte bis zum Start notwendig.

1. Alle Schalter auf dem Sender müssen in die Null-Stellung gebracht werden. (von links: Schalter 1-SwA = Stopp, Schalter 2-SwB = Normal, Schalter 3-SwC = Home, Schalter 4-SwD = Normal)

2. Beide Power-Button müssen gleichzeitig gedrückt werden. Der Sender geht an.

3. Akku im Helikopter anschließen, mittels XT60-Stecker. Die LED auf dem H1-Modul auf der Heli-Oberseite blinkt gelb, die Taumelscheibe und der Rotorkopf führen einen Selbstcheck durch.

4. Schalter 3 auf GPS stellen. Nach kurzer Zeit wechselt die LED auf grün – das Satellitensignal wurde gefunden. Chassis-Haube des Helikopters schließen.

4.1. Jetzt sollte der Kompass des Helikopters – zumindest vor dem Erstflug, danach ab und zu – kalibriert werden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder den Helikopter hochheben und waagerecht eine 360 Grad-Umdrehung machen oder über die Software auf dem Laptop. Hier wird der Heli mittels USB-Datenkabel mit dem Laptop verbunden (siehe Tipp: Sensorkalibrierung *1).

5. Beide Steuersticks müssen für ca. 5 Sekunden nach außen (5 und 7 Uhr-Stellung) gedrückt werden. Die LED blickt grün.

6. Während die LED blinkt, Schalter 1 auf Run stellen. Die LED leuchtet dauerhaft grün und die Rotorblätter beginnen sich zu drehen, nehmen Drehzahl auf.

Dann nur noch den linken Steuerstick gefühlvoll nach vorne drücken – der Helikopter hebt ab und kann auf eine Sicherheitshöhe von rund 2 Metern gebracht werden. Nun können auch die anderen Steuerbewegungen getestet werden. Auf dem linken Stick liegen die Funktionen Pitch (steigen / sinken) und Roll (Drehung um die eigene Achse), auf dem rechten Stick die Funktionen für Nick (vorwärts / rückwärts) und Roll (kippen nach links / rechts).

Lässt man im GPS-Modus alle Sticks los, stabilisiert er sich, hält die Position.

Nach der Landung muss der linke Schalter in Stopp-Position gebracht werden. Der Motor wird abgeschaltet die Drehung der Rotorblätter läuft aus bis zum Stillstand.

Weitere Funktionen und programmierbare Einstellungen

– automatische Rückkehr: Sollte man in eine Notsituation kommen, besteht die Möglichkeit, mittels Home-Schalter eine Rückkehrfunktion einzuleiten. Diese wird auch automatisch ausgelöst, wenn die Leistung des Akkus ans Limit kommt oder das Sendersignal verloren geht.

– Über den Schalter 2 können automatische Flugfiguren zugeschaltet werden. So fliegt der Heli einen autonomen Kreis oder eine Acht. Schaltet am in den GPS-Modus zurück, wird der Vorgang abgebrochen, eine normale Steuerung ist wieder möglich.

– Beherrscht man die Grundlagen, kann man in den 3 D-Mode wechseln. Dort kann frei geflogen werden. Sollte jedoch im 3 D-Flugmodus der Heli mal außer Kontrolle geraten, kann in den GPS-Modus geschaltet werden, der Heli stabilisiert sich dann im Schwebeflug.

– Zum Schalter 4: Dieser ist bei Lieferung außer Funktion. Die Invert-Funktion muss erst über die H1-Software aktiviert werden.  Dann ist sogar „Kunstflug“ möglich. Man kann den Heli sprichwörtlich auf den Kopf stellen und Rückenflug durchführen. Dazu ist eine Mindesthöhe von 5 Metern notwendig.

– 3 D-Stellung: Diesen Schalter kann man über die Software mit anderen Modis (ATTI – Kanalwert 1400, 6G – Kanalwert 1300) belegen. Ich habe erstmal den Modus ATTI eingestellt.

– 3D-Security: Da auch ich noch nicht der Profi im Heliflug bin, finde ich diesen Modus als Not-Sicherheits-Funktion. Hier wird ein virtuelles Sicherheitsnetz in 8 Metern Höhe für den Bereich des 3D-Mode aufgebaut. Eingestellt wird die Funktion in der H1-Software. Sollte der Helikopter mal außer Kontrolle geraten, wird er beim Erreichen der 8-Meter-Höhe abgefangen und stabilisiert.

Mein Fazit

Der FlyWing FW450L V3 ist ein innovativer Helikopter, welcher Anfängern aber auch Profis viel Spaß bereitet. Er darf mit Recht das Prädikat: „Fortschrittliches ferngesteuertes Helikoptermodell in der 450er Klasse“ tragen. Die Verarbeitung ist sehr gut, die 6-Kanal-Fernsteuerung arbeitet sehr präzise. Dank der vielfältigen Programmmöglichkeiten und der GPS-Stabilisierungen kann man das freie Fliegen gut erlernen, vermeidet so Crashs und Defekte. Auch Modellpiloten mit weniger Erfahrung im Heli-Sektor oder Umsteiger von Koaxial-Helis können so einmal die Erfahrung des Fliegens mit einem Single-Rotor Helikopter machen.
Beim Reichweitencheck gab es keinerlei Verbindungsprobleme. Die Start- und Landebahn des Modellflugplatzes „Kammberg“ des MFC Geschwenda e.V. hat eine Länge von 220 Metern und man fliegt ja auf Sicht.
Die Flugzeiten lagen bei Außentemperaturen um die 14 Grad bei rund 20 Minuten. Da zum Testzeitpunkt Herbst/Winter schon zeitig die Dämmerung einsetzt, habe ich den Helikopter mit einem Landesscheinwerfer im Bereich der vorderen Kufen ausgestattet.

FlyWing FW450L V3 – take-off zum Nachtflug. Foto: Andreas Abendroth

*1 Sensorkalibrierung.
Ich habe vor dem Erstflug die Kalibrierung über die Software am Laptop vorgenommen. Der Download erfolgt unter: https://www.flywingrc.com/downloadCenter
Der Helikopter wird mittels USB-Typ-C-Datenkabel mit dem Laptop verbunden. Im Kalibrierungsmodus muss der Heli dann in verschiedenen Positionen jeweils um 360 Grad gedreht werden. Ein Balken zeigt den Fortschritt der Kalibrierung an, ob diese erfolgreich war.

Mehr Informationen zu FlyWing unter: https://www.flywingrc.com/

Der FlyWing FW450L V3 im Flug. Der zusätzliche Landescheinwerfer sorgt für bessere Sichtbarkeit in der Dämmerung. Foto: Andreas Abendroth

4 Antworten zu „RC-Helikopterflug – Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht”.

  1. Sehr schöner und ausführliche Bericht. Sehr interessant und hilfreich ist auch das Buch zu diesem Heli mit dem Titel „Das FlyWing450L V3 Kompendium“. Zu beziehen über Amazon.

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  2. Danke für die Einschätzung.
    Ich habe mich am Anfang ganz schön durch die H1-Software „gewühlt“. Irgendwann steigt man aber durch und erkennt die Aufbaulogik. Interessant sind die zusätzlichen, versteckten Einstellmöglichkeiten. Beispielsweise das virtuelle Sicherheitsnetz.
    Da ich schon viele Jahrzehnte Modellflug mache, sind viele Einstellmöglichkeiten ähnlich. Ein Anfänger hat es da mit Sicherheit viel schwerer, sollte sich Rat bei den Modellpiloten in einem Flugclub holen – oder wie Sie sagten – auf das Kompendium von Herrn Schips zurückgreifen.

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  3. „5. Beide Steuersticks müssen für ca. 5 Sekunden nach außen (5 und 7 Uhr-Stellung) gedrückt werden. Die LED blickt grün.“

    Habe ich nicht ganz verstanden, das wäre wohl 3 und 9 Uhr?

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    1. NEIN – 3 und 9 Uhr sind falsch. Korrekt ist linker Stick nach links unten und rechter Stick nach rechts unten. Entspricht 16:30 Uhr und 7:30 Uhr.

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